Nur noch wenige Tage bis zum OKTAGON 80-Event am Samstag im SAP Garden in München. Im Hauptkampf wird der neue Leichtgewichts-Champion gekrönt. Der Titelkampf wird zwischen Mateusz Legierski, dem ersten Leichtgewichts-Champion in der Geschichte von OKTAGON, und Attila Korkmaz, dem ehemaligen Titelträger in drei verschiedenen europäischen Organisationen, ausgetragen.

Vor dem bevorstehenden Kampf haben wir mit Attila nicht nur über seine Vorbereitung und Erwartungen gesprochen, sondern auch darüber, was die Arbeit eines IT-Spezialisten mit MMA-Kämpfen verbindet und was seine türkischen Wurzeln für ihn bedeuten.

Attila, erinnerst du dich noch an den Moment, in dem für dich feststand, dass du in den Käfig wolltest?

Als ich ein Teenager war, zeigte mir ein älterer Kollege Highlight-Videos von PRIDE FC. Das war mein erster Berührungspunkt mit dem MMA. Ich war trotz der gewalttätigen Kampfszenen vom Sport fasziniert und meine erste Reaktion auf das Video war: Mich wirst du auch im Ring sehen.

Wie beurteilst du Mateusz Legierski als Gegner – technisch, taktisch und mental?

Ein sehr athletischer, explosiver Widersacher, der sich oft auf seine physische Leistung und Zähigkeit verlässt. Steife und vorhersehbare Bewegungsmuster. Mental wirkt er wie ein typischer Athlet: sehr stoisch, respektvoll und sportlich.

In welchem Bereich siehst du den Schlüssel zum Erfolg gegen einen früheren OKTAGON-Champion?

Am wichtigsten ist bei diesem Kampf: Geduld, Aggressivität und Kreativität.

Was unterscheidet einen Titelkampf von einem regulären Duell – und wie beeinflusst das deine Vorbereitung?

Im Gegensatz zu den üblichen 3 Runden besteht ein Titelkampf aus 5 Runden, was eine zusätzliche konditionelle Belastung darstellt. Außerdem fehlt die 500-g-Gewichtstoleranz. Das heißt, die Vorbereitung legt größeren Wert auf Ausdauer und Gewichtsreduktion.

Du arbeitest Vollzeit als Softwareentwickler. Welche Parallelen gibt es zwischen Programmieren und Kampfsport?

Es sind zwei Leidenschaften, die sich auf unterschiedlichen Domänen bewegen, dennoch aber eine Gemeinsamkeit haben. Beides beinhaltet einen stetigen Lernprozess. Man löst Probleme und wächst in seinen Fähigkeiten.

Hilft dir dein technisches Denken dabei, Gegner wie Legierski zu „lesen“ und strategische Muster zu erkennen?

Definitiv. Analytisches Denken ist immer von Vorteil, um Auffälligkeiten zu erkennen. Dennoch muss man das Erfasste in die Praxis umwandeln und regelmäßig in das Training übernehmen. Da steckt viel harte Arbeit dahinter.

Wie organisierst du deinen Tagesablauf in der heißen Phase eines Titelkampf-Camps – und wo liegen die größten Herausforderungen?

Die größte Herausforderung liegt in der Diätphase. Mein innerer Feinschmecker und die strikten Vorgaben meiner Gewichtsklasse stehen in einem ständigen Dialog, in dem die Waage meist das letzte Wort hat.

Du bist Berliner, trittst jedoch international für die Türkei an. Was bedeutet dir dieses doppelte Rollenverständnis – gerade vor einem Titelkampf?

Berlin hat mir alles beigebracht, was ich technisch und mental als Kämpfer brauche, z. B. Disziplin und eine gewisse Hartnäckigkeit. Aber die Leidenschaft und das Feuer, das kommt aus meiner türkischen Seele. Wenn ich für die Türkei antrete, repräsentiere ich die Tatsache, dass man mit harter Arbeit und dem richtigen Mindset alles erreichen kann, egal woher man kommt.Ich freue mich immer wieder, wenn ich höre, dass sich jemand aufgrund meiner Kämpfe zum Sport motivieren konnte. Dieser Gedanke, all die Menschen da draußen zu inspirieren, verleiht meinen Kämpfen eine viel tiefere Bedeutung.

Viele Athleten erscheinen zu Medienterminen in Trainingskleidung. Du hingegen trittst häufig sehr elegant auf – im Anzug, gepflegt, zuletzt sogar mit einer markanten Sonnenbrille. Welche Bedeutung hat Mode für dich, und was möchtest du mit dieser stilvollen Präsenz ausdrücken?

Ich habe sonst wenige Gelegenheiten, mich schick anzuziehen, da ich die meiste Zeit im Gym verbringe. Daher nutze ich gerne jeden Vorwand, um mich elegant zu kleiden. Ich zeige mich gerne von meiner besten Seite, um auch eine gewisse Art von Professionalität zu verkörpern.

OKTAGON kommt im Juni 2026 erstmals nach Berlin. Welche persönliche Bedeutung hätte es für dich, möglicherweise als Titelträger in deiner Heimatstadt einzuziehen?

Das ist ein unfassbar motivierendes Spektakel. Alle meine Fans in Berlin haben die Möglichkeit, meine Performance hautnah zu erleben. Die ganze Stadt wird beben, da bin ich mir sicher.

Du sprichst von „Trainingssystemen“. Was unterscheidet diesen Ansatz vom klassischen Techniktraining?

Techniktraining ist nur ein Puzzlestück. Es gibt zu viele Variablen, um eine Technik erfolgreich anzuwenden. Eine Technik zu verstehen und zu wiederholen ist eine Sache. Dass der Körper diese Technik versteht und umsetzen kann, ist eine andere. Dazu gehören u. a. Distanzmanagement, Timing und die richtigen Reflexe.Wenn man sein Training richtig aufbaut, kriegt man unabhängig vom (Bewegungs-)Talent die Techniken auch bei körperlichem Widerstand umgesetzt.

Gibt es eine persönliche Maxime, die Dich durch harte Camps, Rückschläge und Erfolge begleitet?

Ich habe keinen Spruch oder so. Am Ende muss ich mir selbst in die Augen schauen können. Wenn ich alles in meiner Macht Stehende getan habe, dann trägt mich diese Tatsache allein, sowohl durch die guten als auch durch die schlechten Zeiten.

Was bedeutet für Dich im Kern „Erfolg“ – der Titel oder der Weg dorthin?

Erfolg ist eine Einstellung. Alles, was dazu hinführt, ist die Summe der Entscheidungen, die man tagein und tagaus trifft. Den Titel sehe ich als Meilenstein.

Wenn dein bisheriger Weg ein Film wäre – welchen Titel würde er tragen?

Dragonball Z

Jeder große Athlet erlebt einen Moment, in dem er sich seiner Angst stellt und daran wächst. Welcher war dein prägendster „Face your fear“-Moment auf dem Weg zu OKTAGON 80?

Die Frage nach der Angst stellt sich für mich in dieser Form tatsächlich nicht. ‚The Fearless‘ ist deshalb kein Spitzname, den ich mir ausgesucht habe, sondern eine Beschreibung meiner Realität.

Mein prägendster Moment war nicht, einer Angst ins Auge zu sehen, sondern zu erkennen, dass in mir dieser Raum für Angst einfach nicht existiert. Wenn ich in den Käfig steige, ist da kein Platz für Zweifel oder Befürchtungen. Auf dem Weg zu OKTAGON 80 war die größte Herausforderung dieses Trainingscamps (insbesondere mit dem Verzicht auf Leckereien) Tag für Tag durchzuziehen.

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